Kadir BİÇER-KASSELDie Kasseler SPD und das Wirtschaftsforum der Sozialdemokratie veranstalteten einen Informations- und Diskussionsabend zum Thema “Sichere Lebensbedingungen statt gefährlicher Flucht- Eine Politik gegen Perspektivlosigkeit”. Für die spannende Diskussion stand der Bundestagsabgeordnete Dr. Sascha Raabe zur Verfügung. Der Abend wurde von Armin Ruda, Vorsitzender des Wissenschaftsforum moderiert. Das Begrüßungswort übernahm Johannes Gerken als stellvertretender Vorsitzender der Kasseler SPD. Zu Beginn der Veranstaltung gab Dr. Sascha Raabe einen Beitrag zur Flüchtlingskrise. Gleichzeitig wies Dr. Raabe darauf hin, dass er empört und verärgert über seinen Rücktritt als entwicklungspolitischer Sprecher für die SPD-Bundestagsfraktion sei. Seine Entscheidung begründete Dr. Raabe damit, dass er sich seit Jahren für die Erfüllung des Versprechens der Bundesregierung einsetzt, wonach 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung gestellt werden sollen.
Die Tatsache aber, dass die Forderung nach deutlich mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit in Wirklichkeit nicht an Angela Merkel, sondern an der SPD gescheitert ist, war der Anlass für Dr. Raabe, nicht mehr für die SPD als Sprecher weiterzumachen.
In seinem Vortrag sprach Dr. Raabe, dass die Menschen nicht nur vor Krieg und Terror flüchten, sondern auch vor Hunger und Armut, auf der Suche nach einer besseren Zukunft.
Zugleich fügte er leidenschaftlich hinzu, dass immer noch täglich über 20.000 Menschen, vor allem Kinder, an den Folgen von Hunger und Armut sterben und es für Ihn kein dringenderes politisches Anliegen gibt. “In unserem Nachbarkontinent Afrika ist bittere Armut weit verbreitet. Wir müssen dort vor Ort helfen, sonst kommen die Menschen verständlicherweise zu uns.” Hunger und Armut könnte überwunden werden, wenn neben nachhaltiger Entwicklungszuammenarbeit auch faire Handelsbedingungen geschaffen werden. “Auch unser eigenes Einkaufsverhalten spielt eine Rolle. Billiges Milchpulver aus Europa vernichtet beispielsweise die Existenzgrundlage für die örtlichen Milchbauern. Wenn hunderttausende Kinder in Westafrika auf Kakaoplantagen schuften müssen, um günstige Schokolade in deutschen Supermärkten zu ermöglichen, können sie keine gute Bildung als Grundlage für eine berufliche Zukunft erlangen” sagte Dr. Raabe. Gleichzeitig betonte der Experte für Welthandel, die Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen. “Wir müssen die Chance zur gerechten Gestaltung der Globalisierung jetzt nutzen, um Menschen durch gute Arbeit zu fairen Löhnen vor Ort Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Unser Anspruch als Sozialdemokraten muss es sein, aktiv faire und gerechte Handelsabkommen zu gestalten”.